Vier Fragen zur Digitalen Transformation

In den vergangenen Jahren habe ich diese Frage oft mit Inhabern und Geschäftsführern großer und kleiner Maschinenbau-Unternehmen diskutiert. Beim Mittagessen oder im Rahmen von bezahlten Workshops. Und egal ob 50 oder 5000 Mitarbeiter*innen: Alle würden es heute radikal anders machen.

Heute: Meine Maschine, Bauteile und IT.

Im Maschinenbau - und ebenso natürlich auch bei den Anlagebauern, Komponentenherstellern, ... - liegt der Fokus auf den Produkten und die internen Buchhaltungsprozesse. Qualität und Fertigung haben hohe Stellenwerte, ebenso der Serverschrank im eigenen Keller.

Es zeigt sich - und das ist nicht negativ - dass

  • Der Mittelstand gerade in Deutschland hochgradig spezialisiert ist
  • Maschinen und Geräte in der absoluten Spitzenklasse gebaut werden
  • Alle Prozesse rund um dieses Ziel ausgerichtet sind (Einkauf, Logistik, Konstruktion, HR)
  • In der IT-Abteilung sieht es meist klassisch aus. Nebem dem unersetzbaren Microsoft-Programmen wie Excel und Outlook gibt es meist ein zentrales ERP das einige, aber nicht alle Prozesse abbildet. Ein lokaler Fileshare, ein paar spezielle Software für Controlling-Aufgaben und viel Software für die Konstruktion. CRMs werden teilweise erst eingeführt und das Thema Datenanalyse ist - wenn man ehrlich ist - immer ausbaufähig.

Jetzt steht die Digitalisierung vor der Tür: Die Frage ist, gibt es hier radikale Ansätze das Unternehmen neu zu gestalten? Mehr als nur die Optimierung der Produktionsplanung oder ein etwas schnelleres Reisekostentool?

Was in der Zukunft wichtig ist

Meine Gesprächspartner würden das Unternehmen um folgende Kernaufgaben strukturieren

  • Ingenieurs-Know-How und Technologie: Differenzierung
  • Reduzierte Produktpalette: Fokussierung
  • Starke Sales-Ausrichtung der Prozesse: Jeder verkauft
  • Service und Kundenbeziehung: Zuverlässig

Das alles kann natürlich aus einem Wunschdenken entstehen: Die Bereiche die heute Probleme machen, will ich gar nicht wieder haben. .

Vier Kriterien zum Erfolg

Wie müssen wir also nun die digitalen Transformation im Maschinenbau in der Zukunft betrachten? Natürlich wird es immer notwendige Projekte wie das Update eines ERP geben. Aber für alles was eventuell der Innovations-Kollege anschleppt sollte man sich vier einfache Fragen stellen:

  • Mehrwert: Bringt die Lösung meinen Kunden - die am Ende alles bezahlen - einen direkten Vorteil? Den ich dann wieder zu Geld machen kann
  • Kollaboration: Kann die Lösung in Zusammenarbeit mit jedem flexibel verwendet werden? Im Unternehmen, mit Kunden und mit Lieferanten. (Das erfordert dann meist die Cloud)
  • Know-How: Trägt die Lösung dazu bei, unser Fachwissen zu dokumentieren, zu teilen oder zu stärken?
  • Selbst-Erklärend: Auch ohne Schulung muss die Software funktionieren. Der Blick auf die User-Experience (Nicht Buyer-Experience) gewinnt an Bedeutung.

Software, welche diese Kriterien gut erfüllen werden dann die gewünschten ROI und Verbesserungen von ganz allein erbringen. Digitalisierung muss die Arbeitskultur und Organisationen verändern und nicht nur durch technischen Spielkram auf der Messe in Erscheinung treten.

Software wird zum Enabler, nicht zum teuren Dauerprojekt.

2020-07-01

Philipp Reiner 

empowers software teams, researches subscription business models and always thinks about tomorrow.